Wo RPA sinnvoll eingesetzt ist – und wo nicht
Wenn sich die Entwicklung von Process-Automation-Bots lohnt
Auf Robotic Process Automation (RPA) setzen viele Finanzdienstleister bei ihren Digitalisierungskampagnen – vor allem, um Wettbewerbsdruck und Fachkräftemangel zu begegnen. Aber halten Prozessautomatisierung und damit verbundene Bots immer, was sie an Effizienzsteigerung und Prozessverbesserung versprechen? Die schnelle Antwort lautet: Es kommt darauf an.
Keiner für alles: Wenn sich RPA als Mittel der Wahl empfiehlt
Er fräst sich durch Datenbankeingaben und entlastet, wenn etwa das Arbeitsaufkommen in Fachabteilungen einen saisonalen Peak erreicht. Dann übernimmt der Bot „einfache“ manuelle Datenerfassungen. Er stößt Prüfvorgänge im Jahresendgeschäft von Versicherern an. Oder er klickt sich gemäß dem Algorithmus durch User Interfaces. So lassen sich Daten aus Tabellen oder Rechnungen auslesen und in die gewünschten Datenfelder einpflegen. Ebenso unterstützen Bots die Fachbereiche beim Testen neuer Software-Komponenten oder Releases. Bei der Datenmigration leisten Process-Automation-Roboter, wenngleich nur einmalig eingesetzt, unschätzbare Dienste.
Marcus Bringe (li.) und Dominica Bengs: „Theoretisch kannst du einen Bot für jegliche Anwendung an Nutzeroberflächen heranziehen. Theoretisch.“
Marcus Bringe ist Principal Consultant für Robotic Process Automation bei der auf die Versicherungswirtschaft fokussierten Technologieberatung IKOR. Dominica Bengs ist Practice Lead für Prozessoptimierung bei der Unternehmensschwester ADWEKO, einer Technologieberatung im Banken- und Finanzsektor. Beide Unternehmen agieren unter dem Dach der X1F Group.
Die Ausgangssituation entscheidet: Bot oder doch nicht?
Am meisten sprechen Zeit-, Kostenersparnis und Fehlerreduktion für den Einsatz von RPA. Typische Process-Automation-Bots führen repetitive Aufgaben schneller und präziser als Menschen aus. Indem Bots Mitarbeitende von zeitraubenden, manuellen Arbeiten entlasten, gewinnen diese Zeit und Ressourcen für wertschöpfendere Aufgaben hinzu. Zudem kommt es zu weniger menschlichen Fehlern, die für sich wiederholende händische Aufgaben typisch sind. Bots arbeiten (im Gegensatz zu routinierten Sachbearbeitern) in jeder „Lebenslage“ präzise und konsistent. Prozessgenauigkeit und Effizienz verbessern sich und das Fehlerrisiko sinkt.
Allerdings stößt RPA auch an seine Grenzen: Jemand muss den Bot mit Hilfe von No-Code- bzw. Low-Code-Anwendungen wie UiPath, Pega, BluePrism, iRPA von SAP (SAP Build PA) oder Automation Anywhere programmieren. Je nach Tool-Auswahl und Automatisierungsvorhaben sollten Anwender über ein gewisses Maß an Programmierkenntnissen verfügen. Insbesondere sollten sie die fachliche Prozesswelt im Versicherungsgeschäft – etwa Schadenerkennung, -bewertung und -abwicklung – aus dem Effeff beherrschen. Ein Grundverständnis allein reicht nicht aus.